Ein paariges Organ in Bohnenform, rotbraun gefärbt, ca. 150 bis 200 g schwer. Die Niere wird auch als 4711-Organ bezeichnet, da ihre Länge durchschnittlich 11 cm, die Breite meist um die 6 cm und die Dicke ca. 2,5 cm beträgt. Die Nieren befinden sich unterhalb des Zwerchfells rechts und links der Wirbelsäule und bewegen sich entsprechend der Atmung um 2 bis 3 cm auf und ab.
Die Aufgaben der Nieren sind vielfältig. Über die Produktion des Urins sind die Nieren die wichtigste Schaltstelle unseres Flüssigkeitshaushaltes. Sie regulieren unseren Salzhaushalt (salzarme Kost bei Nierenschädigung), unseren Säure-Basen-Haushalt (Übersäuerung), unseren Blutdruck. Durch die Produktion von Hormonen (Botenstoffen) sind die Nieren an der Kontrolle des Calciumhaushaltes und an der Produktion roter Blutkörperchen beteiligt. Um diesen vielfältigen Aufgaben ständig nachzukommen, werden die Nieren minütlich von einem Viertel unseres Blutes durchflossen. Am Tag produzieren die Nieren ca. 200 l sogenannten Primärurin, aus dem durch komplizierte Filter- und Konzentrationsprozesse die letztlich ausgeschiedenen 1,5 bis 2 l Urin entstehen.
Um diesen vielfältigen Aufgaben nachzukommen, bestehen die Nieren jeweils aus rund 1 Million sogenannter Nierenkörperchen, hoch spezialisierten Filterorganen, verbunden durch unzählige kleine Kanäle und Sammelrohre.
Bedingt durch ihre komplizierte Entstehungsgeschichte bietet die Niere eine Fülle von Sonderformen. Die Urniere bildet sich beim heranwachsenden Embryo im Bereich des kleinen Beckens und wandert dann, sich drehend und den Harnleiter hinter sich herziehend, an ihre Position unterhalb des Zwerchfells. Auf diesem Weg kann es zu zahlreichen Problemen kommen. Resultate sind Menschen mit Doppelnieren (Zwei Nieren auf einer Seite), Einzelnieren (nur eine Niere entwickelt sich), Hufeisennieren (die Nieren wachsen zusammen und liegen quer vor der Wirbelsäule), fehlgedrehte Nieren (Nieren, deren Front zum Rücken oder Bauch statt zur Wirbelsäule zeigen).
Am sinnvollsten lassen sich die Nierenerkrankungen zunächst grob einordnen:
Nierensteine sind kristalline Strukturen, die sich in der Regel zunächst in den Nierenkelchen bilden. Ihre Zusammensetzung ist unterschiedlich, erbliche Vorbelastung ist möglich. Förderlich sind zu geringe Trinkmenge, falsche Ernährung und Immobilität (z.B. mehrwöchige Bandscheibenproblematik, Knochenbruch o.ä.). Ca. 60 % der Patienten entwickeln mehrfach Steine. Bei ungefähr 15 % der Steine ist eine medikamentöse Therapie möglich, viele Steine können heute jedoch auch mittels Ultraschallwellen zertrümmert und anschließend ausgeschwemmt werden.
Der bösartige Nierentumor ist eher selten und wird meist zufällig entdeckt. Beschwerden (Schmerzen, Blutungen) treten erst im Spätstadium auf. Nierentumore machen etwa 1-2 % der bösartigen Tumore aus, der Schwerpunkt des Auftretens liegt um das 60. Lebensjahr. Männer sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Eine Sonderform ist der Wilms-Tumor, der ausschließlich bei Kindern auftritt. Als Risikofaktoren bei Erwachsenen gelten Rauchen und Schwermetallexposition (Blei, Nickel, Cadmium), ein gehäuftes Auftreten nach Nierenbeckensteinen wird beschrieben.
Nierenzysten sind gutartige Wasseransammlungen im und am Nierengewebe, die sich bei ca. 40 % der Patienten nachweisen lassen. Nur in seltenen Fällen ist eine Behandlung nötig, die meisten Zysten bedürfen nur der regelmäßigen Ultraschallkontrolle.
Dies ist eine erbliche Erkrankung, die mit zahlreichen Zysten der Nieren einhergeht und zur Zerstörung der betroffenen Niere führt. Die Erkrankung kommt einseitig und beidseitig vor, beim beidseitigen Vorkommen ist früher oder später eine Dialysebehandlung oder eine Nierentransplantation angezeigt.
Die kleinen Filtereinheiten der Niere reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen. So können hoher Blutdruck oder ein Urinrückstau bei Stein oder vergrößerter Prostata zu deutlichen Schädigungen der Filter führen. Verschiedene Medikamente (vor allem Schmerzmedikamente) und Diabetes führen zu Verstopfungen der Nierenkörperchen. Die Folge für den Patienten: Die Urinausscheidung verringert sich, die Urinfarbe ändert sich, es kann zu Wasseransammlungen im Körper (Ödeme) und Hautjucken kommen. Bei völligem Funktionsverlust muss das Blut regelmäßig mittels Blutwäsche (Dialyse) von den entstehenden Giften gereinigt werden.
Hier sind zwei Gruppen von Entzündungen zu trennen: die durch Bakterien hervorgerufene Nierenbeckenentzündung und die meist in Folge immunologischer Prozesse entstehende Nephritis oder Glomerulonephritis. Eine bakterielle Nierenbeckenentzündung ist sehr schmerzhaft und geht mit Fieber, Schüttelfrost und Blut im Urin einher. Strenge Bettruhe, ausreichende Trinkmenge und Antibiotika werden verordnet. Schwieriger ist die Abklärung und Behandlung der Glomerulonephritis, einer Erkrankung, die nach zahlreichen anderen, meist harmlosen Infekten wie Mandelentzündung oder Mittelohrentzündung auftreten kann. Nach Ausschluss einer bakteriellen Ursache wird hier der Nephrologe tätig, der internistische Nierenspezialist, der meist auch Dialyseabteilungen betreibt.